Ein Vortrag mit Bilder-Projektion von Felsritzbildforscher Dr. Wolfgang Kauer
Felsritzbilder können Jahrtausende alt sein und aus Norditalien ist bekannt, dass sie in der Antike überwiegend von Frauen (und Kindern) besucht wurden und meist auch Frauengöttinnen darstellten. Daher heißen Felswände mit Felsbildern bei uns auch „Gitschen-Wände“. Gitsche ist ein altes Dialektwort für „junge Frau“. Manche behaupten sogar, dass Frauen die Felsbilder geschaffen hätten, was weder bestätigt noch widerlegt werden kann. Dargestellt sind Frauenzeichen und Göttinnen, die sich stilistisch und in Attributen regional unterscheiden können oder auch nicht, wie in mehreren Büchern von Wolfgang Kauer nachzulesen.
In Felsbildern über dem Wolfgangsee, in alten Kirchenstatuen, Tafelbildern und einem Wiegendruck aus dem 16. Jahrhundert lässt sich erkennen, dass auch auf dem Falkenstein von St. Gilgen, im Gemeindegebiet von St. Wolfgang, im benachbarten Pfandl und auf der Strobler Postalm vor Ankunft der Christen Frauenidole verehrt wurden. Bereits vor mehr als vier Jahrtausenden pilgerten Pfahlbauern von Mondsee und Attersee in diesen Rückzugsraum und kratzten ihre naturreligiösen Vorstellungen ins Gestein. Die Welterbe-Archäologen haben lange relativ erfolglos danach getaucht, jetzt können sie jedoch als Felsbilder präsentiert werden. Ab dem 10. Jahrhundert brach dann die heute bekannte Landschaftsvereinnahmung durch den Bischof Wolfgang-Kult die Dominanz des Weiblichen in Steinen, Felsbildern und Sagen der Wolfgangsee-Region.
Der Vortrag liefert eine erfrischend neue Sichtweise auf die Zeitalter vor Ankunft des Christentums. Der Kulturraum „Westliches Salzkammergut“ kann mit einem Schlag als um Jahrtausende älter erkannt werden. Und das Publikum erlebt eine Katharsis an Frauenidentität.
Hier detailliertere Informationen zu Felsbildplätze in Österreich, Petroglyphen
Biografie:
Wolfgang Kauer, geboren in Linz, seit 1999 wohnhaft in Salzburg, arbeitete als Geograf, Germanist und Kunstprofessor in zwei Gymnasien in Linz und Salzburg und an einer Linzer Kunst-Universität. Seit vielen Jahren widmet er sich aus Leidenschaft dem Auffinden, Analysieren und Zuordnen von Felsritzungen in den Alpen und der von Menschen mitgestalteten Schalensteine nördlich der Donau. Im westlichen Salzkammergut liegen die Felsritzungen der Alpen sehr konzentriert vor, v. a. entlang der Traun und rund um Mondsee und Wolfgangsee, daher der Vortrag hier in St. Gilgen.